15-JAHRES DATEN DER MUTTER ALLER BEOBACHTUNGSSTUDIEN ZUM PROSTATAKARZINOM

15-Jahres Daten der Mutter aller Beobachtungsstudien zum Prostatakarzinom

Im Frühjahr 2023 erschienen die wichtigen 15-Jahresdaten zu der ProtecT Studie aus Großbritannien. Im Folgenden skizzieren wir kurz den Verlauf der Studie der vergangen 15 Jahre.

Eine der wichtigsten Studien zum Thema active surveillance ist die britische ProtecT Studie, die 2014 in neun Städten in Großbritannien gestartet wurde. Der primäre Endpunkt dieser Studie war die 10-Jahreskrebsmortalität von Männern mit einem lokalisierten Prostatakarzinom, welche entweder eine Operation, eine Bestrahlung oder eine einfache Beobachtung der Tumorsituation bekamen (Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2014 Oct;23(10):2066-77). Die Männer waren bei der Einschleusung in die Studie zwischen 50 und 69 Jahre alt und hatten keine schwerwiegenden Erkrankungen. In jede Gruppe wurden etwas mehr als 500 Patienten randomisiert. 

Nach zehn Jahren zeigten sich gleiche Überlebensraten bei operierten, bestrahlten und beobachteten Patienten (N Engl J Med. 2016 Oct 13;375(15):1415-1424). Insgesamt kam es nach zehn Jahren nur zu 17 Prostatakrebs verursachten Sterbefällen (im Vergleich zu 169 Todesfällen aus anderen Gründen). Dabei waren acht Todesfälle in der Beobachtungsgruppe, fünf in der operierten Gruppe und vier in der bestrahlten Gruppe. Es zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (P = 0.48). 

Im März diesen Jahres erschien nun die 15-Jahresauswertung der Gruppen (N Engl J Med. 2023 Apr 27;388(17):1547-1558). Nach 15 Jahren waren insgesamt 45 Patienten an ihrem Prostatakrebs verstorben (im Vergleich zu 356 Todesfällen aus anderen Gründen). Dabei waren 17 in der Beobachtungsgruppe, 16 in der operierten und 16 in der bestrahlten Gruppe verstorben. Ebenfalls ein nicht signifikanter Unterschied (P = 0.53). In der Beobachtungsgruppe hatten 51 (9,4%) Männer Metastasen entwickelt, in der Operationsgruppe 26 (4,7%) und in der Bestrahlungsgruppe 27 Patienten (5,0%). Diese in der Beobachtungsgruppe etwas häufigere Metastasenbildung führt nach 15 Jahren jedoch zu keiner Beeinträchtigung der Überlebenszahlen. Eine fortschreiten der Prostatakrebserkrankung trat bei 141 Männern (25,9%) in der Beobachtungsgruppe, 58 (10,5%) in der Operationsgruppe und 60 (11,0%) in der Bestrahlungsgruppe auf. In der Beobachtungsgruppe lebten zu diesem Zeitpunkt noch 133 Männer (24,4%) ohne eine Intervention des Prostatakarzinoms erhalten zu haben. 

Für uns sind diese Daten der Beweis dafür, dass längst nicht jedes Prostatakarzinom eine invasive Therapie (Operation oder Bestrahlung) braucht. Diese sehr guten Ergebnisse der Beobachtungsgruppe muss man insbesondere auch vor dem Hintergrund der vor 15 Jahren noch gar nicht existenten Beobachtungskriterien und Vorgehensweisen einer active surveillance werten. So wurden beispielsweise auch Patienten mit mittelgradigen (24,1%) und hochaggressiven Prostatakarzinomen (9,6%) in die Untersuchung eingeschlossen. Ein ausgefeiltes active surveillance Beobachtungsprogram, wie heute gegenständlich, war zum Monitoring der Patienten ebenfalls nicht vorgesehen, sondern lediglich gelegentliche PSA-Kontrollen.

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